
KONTEXT
2013 kam es zwar zur Verschärfung des Sexualstrafrechts in Indien, doch der Schutz ist nach wie vor ungenügend und sexualisierter Missbrauch bleibt ein weitverbreitetes Problem. Besonders Frauen sind dem Risiko ausgesetzt, Ausbeutung und Gewalt zu erleben. Zudem werden – entgegen einem offiziellen Verbot – bis heute junge Frauen zur Prostitution in Tempelstätten gezwungen. Die sogenannten Joginis werden oft bereits als Mädchen an Tempelstätte übergeben, wo sie systematische Ausbeutung und sexualisierte Gewalt erfahren. Die Flucht aus dem gewaltvollen Umfeld bleibt für viele betroffenen Frauen der einzige Ausweg.

SCHUTZ FINDEN IM FRAUENHAUS
Die Frauenhäuser bieten Betroffenen von Missbrauch und Gewalt ein sicheres Umfeld. In fünf Wohngemeinschaften bewältigen die Frauen gemeinsam den Alltag und werden von Vertrauenspersonen und Psycholog:innen begleitet und bei Bedarf medizinisch betreut. Zudem haben die Frauen die Möglichkeit, während ihrem Aufenthalt eine Berufsausbildung zu absolvieren, um sich so ein Leben in Selbstbestimmung aufbauen zu können. Ziel des Projektes ist, das Selbstvertrauen und die Zuversicht der Frauen zu stärken und ihre finanzielle Unabhängigkeit zu sichern.
Mit einer Präventionskampagne informiert das Projektteam über die Schutzmöglichkeiten der Frauenhäuser und sensibilisiert die Bevölkerung in der Region.

NEUE HOFFNUNG SCHÖPFEN IM FRAUENHAUS
Im Alter von 13 Jahren wurde Parvati Sharma* von ihren Schwiegereltern zur Prostitution gezwungen. Das Mädchen fand über Jahre keine Hilfe in ihrem Umfeld und sah keinen Ausweg, bis sie durch die Präventionskampagne von den Frauenhäusern erfuhr. Im Frauenhaus angekommen, begleitete das professionelle Projektteam Parvati eng. «Abends kam sie nicht zur Ruhe, sie setzte sich geschminkt und angezogen aufs Bett und wartete», erzählt eine Mitarbeiterin, die sich dem destabilisierten Mädchen annahm. «Wir haben regelmässig zusammen geweint.» Während der neun Monate im Frauenhaus absolvierte Parvati Berufsbildungskurse in Schönheitspflege, Textilverarbeitung und Englisch. Ihr Sohn konnte derweil im Kinderhaus auf demselben Campus unterkommen und geht inzwischen zur Schule. Nach dem Abschluss der Berufsausbildung hat die junge Frau eine Arbeit gefunden und lebt heute selbständig.
*Um die Privatsphäre der jungen Frau zu schützen, wurde der Name geändert
Das Projekt Frauenhäuser wurde durch den Migros-Unterstützungsfonds gefördert.

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